An der Bundesstraße 8 (früher Hohe Straße Köln – Frankfurt) am südlichen Hang des Westerwaldes liegt eingebettet in Felder, Wiesen und Wälder das traditionsreiche Dorf Hundsangen nahe den Städten Montabaur und Limburg/Lahn. Der Ort selbst liegt ca. 235-265 m ü. NN. Seine höchste Erhebung, der Ölberg, ist durch den Basaltabbau von 343,9 m auf ca. 310 m geschrumpft. Die Gemarkungsfläche von Hundsangen beträgt 763 ha.
Die Gemeinde zählt 2099 Einwohner mit Hauptwohnsitz (inklusive Nebenwohnsitz 2157 Einwohner; Stand: 28.11.2016). Der größte Teil der Bevölkerung arbeitet in der näheren Umgebung. In Hundsangen selbst beschäftigen einige größere und kleinere Gewerbe- und Handwerksbetriebe nur einen geringen Teil der Dorfbewohner. Die vormals landwirtschaftlichen Betriebe sind alle aufgegeben. Einige davon werden heute noch im Nebenerwerb weiter bewirtschaftet. Die medizinische Versorgung ist durch zwei Arztpraxen und eine Zahnarztpraxis gewährleistet. Für die vorschulische Erziehung gibt es einen Kindergarten und als schulische Einrichtung eine Grundschule. An Freizeitstätten werden eine Schießsportanlage, ein Sportplatz, eine Turnhalle und ein weithin bekanntes beheiztes Freibad angeboten. Angelsportfreunde haben die Möglichkeit, an einem Fischweiher ihrem Hobby nachzugehen.
Das kulturelle Leben wird von ca. 19 Vereinen und ca. 11 Interessengemeinschaften gestaltet.
In ausgedehnten Wäldern und Fluren findet man Ruhe und Erholung. Ein besonderer Genuss ist ein Panoramablick vom Kreuz am Ölberg. Von hieraus hat man eine herrliche Fernsicht auf die Westerwald- und Taunushöhen. Wegen seiner verkehrsgünstigen Lage ist Hundsangen besonders geeignet als Ausgangspunkt für Tagesausflüge und Wanderungen zu vielen sehenswerten geschichtsträchtigen Orten wie Diez, Hachenburg, Hadamar, Koblenz, Limburg, Montabaur, Weilburg uvm. Ebenso lohnt sich auch ein Dorfrundgang, bei dem man vieles entdecken kann. Auch ist in Dorfnähe eine parkähnlich angelegte Baumschule. Mit einem Besuch in unserer altehrwürdigen Pfarrkirche St. Goar als Ort der Ruhe und Besinnung kann man seinen Rundgang beenden.
Aus der Landschaftsgeschichte
Der geologische Aufbau des Gebietes um Hundsangen
Die Gemarkung Hundsangen liegt im Grenzbereich von Westerwald und Limburger Becken. Unsere Landschaft ist geprägt von Bergen und Tälern, deren Entstehung bis in die frühe Erdgeschichte zurückreicht. Wir sind Teil des Rheinischen Schiefergebirges.
Im Erdaltertum, zur Devonzeit vor etwa 350 Millionen Jahren, war unsere Heimat, wie ganz Mitteleuropa, von einem großen Meer (Devonmeer) bedeckt. In dieses Meer brachten Flüsse große Mengen von Geröll, Sand und Schlamm, die sich zu mächtigen Schichten auf dem Meeresgrund ablagerten. Diese Schlick- und Sandschichten verfestigten sich im Laufe der Erdgeschichte. Es entstanden die Schiefer- und Sandsteine (Grauwacken) des Unter- und z.T. Mitteldevons. Am Weg zur Pletschmühle in der Boschern entdeckt man Kalksteinvorkommen und weithin sichtbar die graurot bis rot gefärbten Platten-, Knollen- und Flaserkalke aus dieser Zeit. Ebenso gibt es dort ein kleines Roteisensteinlager.
Gegen Ende der Devonzeit und zur Karbonzeit, vor etwa 300 Millionen Jahren, begann die variskische Gebirgsbildung. Die Erdrinde erkaltete immer mehr und schrumpfte zusammen. Durch diese Schrumpfung entstand ein ungeheuerlicher seitlicher Druck. Die Gesteinsschichten wurden nun zusammengeschoben und in SW-NO-streichende Sättel und Mulden gefaltet. Diese Schichten treten unter geringer Überdeckung im zentralen Bereich von Hundsangen zutage aus. Über lange Jahrmillionen war das so entstandene Rheinische Schiefergebirge Abtragungsgebiet. Aus der Unterkarbon-Phase liegen wiederum in der Boschern in Richtung Hadamarer Straße Diabasvorkommen.
Vor etwa 60 Millionen Jahren begann mit dem Tertiär die Erdneuzeit. Aus dieser Epoche sind wieder Ablagerungen in unserer Gemarkung erhalten geblieben. Es handelt sich dabei vorwiegend um Tone und Sande, die den meist steil stehenden devonischen Schiefern und Sandsteinen auflagern. Sie sind nordwestlich und südöstlich von Hundsangen verbreitet. Tonvorkommen gibt es z.B. an der Straße nach Wallmerod, dort, wo sich der Fischweiher des Angel-Sportvereins befindet. Während der Tertiärzeit, vorwiegend im Miozän, wurden vulkanische Aschen und Lavamassen zur Erdoberfläche emporgeschleudert und bedeckten große Teile des Westerwaldes. In einer weiteren Eruptionsphase im Jungtertiär durchstießen gewaltige Lavamassen die Decken und ergossen sich über weite Teile der Erdoberfläche. So entstanden die ausgedehnten Flächen dunkler Basalte des Hohen- und die zahlreichen Kuppen des Niederwesterwaldes. In einem Einzelvorkommen wird im westlichen Teil unserer Gemarkung am Ölberg (1820 noch Kahlberg genannt) seit 1892 bis heute Basalt abgebaut. Je nach den Ablagerungsbedingungen wurden die Lavamassen zu unterschiedlichem Basaltgestein herausmodelliert. Im Steinbruch am Ölberg finden wir den Säulenbasalt. Abschließend kann man sagen, dass sich am geologischen Aufbau des tieferen Untergrundes des Gebietes um Hundsangen im Wesentlichen die Schichten aus der Devon- und Tertiärzeit beteiligen. In späteren Epochen werden diese Ablagerungen von Löß- und Verwitterungslehm überdeckt.
Aus der Vor- und Frühgeschichte
Die ersten Spuren zeitweiliger Anwesenheit von Menschen in unserem Raum führen uns in die Altsteinzeit. Schon vor etwa 50.000 Jahren sollen sie unsere Heimat als Jäger und Sammler durchstreift haben. Funde in unserer Umgebung aus der Altsteinzeit wurden in den Höhlen der Wildscheuer bei Steeden, der Wildweiberley bei Diez, in einer Sandgrube bei Lindenholzhausen und im Neuwieder Becken entdeckt.
Aus den darauffolgenden Kulturepochen der Mittelsteinzeit, Jungsteinzeit, frühen Bronzezeit, Hügelgräberbronzezeit, Urnenfelderzeit, Hallstattzeit und Laténezeit wurden in unserer Gegend häufig Funde gemacht, die auf eine dichtere Besiedlung schließen lassen. Obwohl bis heute kein Fund aus diesen Zeiten in der Hundsänger Gemarkung bekannt ist, deuten Funde in den umliegenden Gemeinden daraufhin, dass auch Hundsangen von Menschen aus diesen Epochen durchstreift wurde, wenn nicht sogar besiedelt war. Noch 1982 fand man am Miltersberg bei Obererbach, nahe der Hundsänger Gemarkung, das Fragment eines Steinbeils aus der Jungsteinzeit. Hier wurden schon 1944 bei Sprengarbeiten einige Hallstattgräber zerstört und ein römischer Denarfund gemacht.
Die ca. 820 gefundenen Münzen sind aufgrund von Untersuchungen in die Zeit von 32 v. Chr. Bis 219 n. Chr. datiert worden.
Ebenso wurde auch 1944 an gleicher Stelle ein kleiner Wall aus Basaltsteinen entdeckt, der wahrscheinlich mit den
Hallstattgräbern in Verbindung gebracht werden muss. Aus Hundsangen ist bisher nur ein einziger Bodenfund aus der Frühzeit bekannt geworden, der wegen seiner Einmaligkeit und durch seinen Fundort außerhalb des Römischen Reiches, rund 20 Kilometer vom Limes entfernt, von Bedeutung ist. Es ist ein münzähnliches Stück aus Bronze, ein sogenanntes „Medaillon“, mit einem Durchmesser von 4,3 cm. Auf der Vorderseite sieht man das belorbeerte, gewappnete Brustbild Caracallas nach rechts schauend dargestellt, auf der Rückseite den Kaiser in Rüstung und Siegerpose mit einem Geschlagenen unter dem linken Fuß. In der linken Hand zeigt sich ein Parazonium, die rechte ist auf den gesenkten Speer gestützt. Die Münze wurde in Philippopolis (Stadt Philipps) in Thrakien, heute Plovdiv in Bulgarien, für den Kaiser Caracalla geprägt, dem sein Vater Septimius Severus den Namen Marcus Aurelius Antonius III. (198 – 217 n. Chr.) gab.
Das Medaillon wurde auf dem Friedhof in Hundsangen wohl beim Ausheben eines Grabes geborgen und befindet sich heute in der Sammlung Nassauischer Altertümer im Museum in Wiesbaden. Aufgrund der frühzeitlichen Funde des engeren Raumes um Hundsangen kann man von einer andauernden Besiedlung seit der Jungsteinzeit ausgehen. Zukünftige Funde und Ausgrabungen werden mehr Informationen über diese Zeiten bringen.
Erstmalige urkundliche Erwähnung von Hundsangen
Erzbischof Hermann III. von Köln bekundet 1095/1096, dass Heinrich und Diether, die Söhne Diethers des Älteren, dem Abt Reginhard von Siegburg den größeren Teil ihres Salhofes in Lay an der Mosel bei Koblenz verkauft haben. Außer vier Bauernhofgütern (mansi) in Lay verkauften die Brüder damals von ihrem Eigengut je ein Bauernhofgut in Diefenbach, das zwei, und eines in Hundeszagel, das sechs Schillinge Jahreszins gab. Die Urkunde ist erst in einem um 1132 bis 1140 geschriebenen, möglicherweise zum Teil verfälschten angeblichen Original enthalten. Ohne Zweifel war Diether, der Vater der beiden Brüder, der Stammvater der Grafen von Katzenelnbogen, die sich zuerst 1102 nach ihrer wohl erst um 1100 erbauten Burg Katzenelnbogen nannten. Die beiden Bauernhofgüter hat Vogel zuerst 1843 in Niedertiefenbach und Hunzel bei Nassau gesucht. Es handelt sich 1095/1096 jedoch sicher um Niedertiefenbach bei Hadamar und Hundsangen, da nur dort auch später umfangreicher, sicher alter grundherrlicher Besitz der Grafen von Katzenelnbogen bezeugt ist.
Die Übersetzung der gesamten Urkunde sowie ein Lichtbild des Originaldokuments finden Sie auf der Seite Urkunde.
Der Name Hundsangen
Der Name Hundeszagel ist mit dem althochdeutschen Wort zagel (Schwanz) gebildet und heißt Hundeschwanz. Der gleiche Name Hundeszagel um 1250/1260 hat sich über Jahrhunderte etwas verändert im Ortsnamen von Hunzel erhalten.
Es war ursprünglich wohl ein Flurname, der eher verständlich als Hundeschwanz noch im Nassauischen vorkommt. In den Flurnamen Hasenzahl, Kühzahl und Lämmerzahl hat sich auch das Wort zagel (Schwanz), heute nicht mehr verstanden, im Nassauischen erhalten.
Die Schreibweise des Ortes wandelte sich im Laufe der Jahrhunderte mehrmals. So ist er in den nachfolgenden und noch anderen Namen überliefert:
1096 | Hundeszagel |
1289, 1430 | Hundesangen |
1389, 1442, 1478, 1483 | Hondesangen |
1441, 1500 | Hunßangen |
nach 1393 | Hontzangen |
1424 | Hundenshagen |
1453 | Hundesanel |
1484 | Honßangen |
1355 | Hundesange |
1514, 1657 | Hundtsangen |
1225, 1372, 1516 | Hundsangen |
1580 | Hondsangen |
1588 | Honsangen |
1586 | Honsßangen |
1447, 1758 | Hunsangen |
1329 | Huntsangil |
1333 | Hundisangil |
1435 | Huntzagel |
1340 | Husangen |
1346 | Hunczangel |
1453 | Hondeßange |
1564 | Horitzangell |
1744 | Hundsangel |
2. Hälfte des 16. Jh. | Huntsangen |
Landesherrschaften
Das Land an der mittleren Lahn um Limburg gehörte zum Niederlahngau. Aus geographischen Erwägungen dürfte Hundsangen dem Niederlahngau zuzurechnen sein. Bis heute konnte man dieses aber nicht urkundlich belegen. Um 1053 erschienen im Niederlahngau dann Grafen aus anderen Familien, die sich bald nach ihrer neuen Burg an der Lahn Grafen von Diez nannten. In einer Urkunde von 1366 wird das Gericht Hundsangen, zugehörig zur Graftschaft Diez, erwähnt. Im Diezer Vertrag von 1564 wurde Hundsangen dem Kurfürstentum Trier unterstellt. Im Reichsdeputationshauptschluss von 1803 wurden die geistlichen Herrschaftsgebiete beseitigt. Nach dem Untergang des Kurfürstentums Trier wurde Hundsangen dem Herzogtum Nassau zugeteilt. Durch den Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich 1866, der mit der Niederlage Österreichs endete, wurde Nassau, das auf der Seite Österreichs stand, dem Königreich Preußen einverleibt. Nach diesen 63 Jahren nassauischer Herrschaft wurde das Amt Wallmerod mit Hundsangen 1866 preußisch. Nach dem Zusammenbruch Deutschlands im Zweiten Weltkrieg kam Hundsangen zum Land Rheinland-Pfalz. Hundsangen gehört heute der Verbandsgemeinde Wallmerod, dem Westerwaldkreis und dem Land Rheinland-Pfalz an.
Das Hundsänger Wappen
Dieses Wappen wurde am 24.1.1936 beantragt und am 10.11.1936 amtlich der Gemeinde Hundsangen verliehen.
Das Wappenbild zeigt ein auf Silber durchgehendes rotes Kreuz, belegt mit blauem Schild, darin zwei übereinanderschreitende goldene Löwen.
Erklärung:
Im Hundsänger Wappen wird eindeutig die Zugehörigkeit zu den ehemaligen Landesherrschaften gezeigt.
Das rote durchgehende Trierer Kreuz soll an das Kurfürsten- und Erzbistum Trier erinnern.
Das blaue Schild im Wappen mit den zwei übereinanderschreitenden goldenen Löwen soll die Zeit der Diezer Herrschaft dokumentieren.
Aus heraldischen Gründen wurde die rote Farbe des Diezer Schildes in blau geändert, womit gleichzeitig die nassauische Landesherrschaft
angezeigt wurde.
Auszug aus der Geschichte des Kirchspiels und der Pfarrei Hundsangen
Will man Hundsangen erreichen, gleich aus welcher Richtung, so sieht man weithin den Kirchturm unserer katholischen Pfarrkirche, das Wahrzeichen einer alten, traditionsbewussten Gemeinde mit reicher geschichtlicher Vergangenheit. Die Pfarrei Hundsangen gehört wie Nentershausen, Meudt und Salz zu den alten Kirchspielen auf dem Westerwald.
Wann die ersten christlichen Missionare in unserer Heimat gewirkt haben, ist nicht genau bekannt. Vermutlich kamen sie gegen Ende des 6. Jahrhunderts aus dem Trierer Raum in unsere Gegend, um hier Missionstätigkeit auszuüben.
Zentraler Ort der Glaubensboten war sicher Dietkirchen an der Lahn, denn hier bestand schon 730 eine karolingische Kirche. Später wählten die Trierer Erzbischöfe Dietkirchen um kirchlichen Mittelpunkt des Niederlahngaus. Es wurde Sitz eines Archidiakons des Erzbistums Trier. Das Archidiakonat Dietkirchen gliederte sich auf in die Dekanate Dietkirchen, Engers, Haiger, Kirberg, Marienfels und das Archipresbyterat Wetzlar. Das Kirchspiel Hundsangen gehörte mit 28 anderen Pfarreien dem Dekanat Dietkirchen an. Hundsangen selbst war Mutterpfarrei und kirchlicher Mittelpunkt vieler umliegender Orte. Folgende Gemeinden gehörten zum Kirchspiel Hundsangen:
- Malmeneich – hier pfarrte in früheren Jahren die eine Hälfte des Dorfes Niederhadamar und die andere nach Hundsangen. 1838 wurde der ganze Ort dem Kirchspiel Hundsangen zugewiesen. Seit dem 1. Januar 1976 gehört Malmeneich zur Pfarrei Elz.
- Obererbach – dort wurde 1883/4 eine Kapelle errichtet. Am 1.7.1952 wurde die Gemeinde in die Pfarrei Dreikirchen eingegliedert. 1991 wurde Obererbach selbständige Kirchengemeinde.
- Oberhausen/Pütschbach – (heute Dreikirchen) wurden 1925 zur Pfarrvikarie erhoben.
Anfang November 1955 wurde für die drei Gemeinden Obererbach, Oberhausen und Pütschbach „Auf der Hehl“ der Grundstein für die neue Kirche gelegt, die am 19./20. Oktober 1957 eingeweiht wurde. - Steinefrenz/Weroth – diese beiden Filialen wurden in einer bischöflichen Urkunde vom 12. Dezember 1904 mit Wirkung zum 1. Januar 1905 zu einer Kapellengemeinde mit eigenem Geistlichen und eigener Vermögensverwaltung erklärt. Steinefrenz hatte schon 1525 eine eigene Kapelle.
- Wallmerod – hier wird 1687 eine Kapelle erwähnt. Die heutige Kirche „St. Maria Königin“ wurde 1962/63 erbaut. Der Ort wurde 1762 der neugegründeten Pfarrei Berod zugeteilt.
- Berod – dieser Ort wurde als erste Gemeinde von Hundsangen abgetrennt und 1762 zur Pfarrei erhoben.
- Ruppach – diesseits des Baches kam 1762 zur Pfarrei Berod. Später wurde das Dorf nach Meudt umgepfarrt.
- Potenhain – ein schon nach 1467 ausgegangenes Dorf. Es lag nordöstlich von Girod.
Ferner gehörten vor dem Dreißigjährigen Krieg noch die eingegangenen Orte Wenigenfrenz, Roth und Langeroth zur Pfarrei Hundsangen. Damit war Hundsangen allein aus dem ehemaligen Kirchspiel mit der Mutterkirche als eigene Pfarrei übriggeblieben.
Über den Zeitpunkt der Gründung unserer Pfarrei liegen uns keine Daten vor. Ein Pleban (Leutpriester) wird 1329 erwähnt. Die aber weit ältere Pfarrei war – wie bereits geschildert – in das Archidiakonat Dietkirchen und das Dekanat Dietkirchen eingegliedert. Um 1340 war die Pastorie Hundsangen mit den dazugehörigen Zehnten und Gülten (nämlich): ein Drittel der Zehnten zu Malmeneich, Oberhausen, Erbach, die kleinen und großen Zehnten zu Steinefrenz und Berod ein Lehen des Grafen von Katzenelnbogen. 1346 hatte als Katzenelnbogener Lehen der Ritter Johann Waldbott von Bassenheim den Zehnt und Kirchsatz zu Hundsangen. 1382 hatte der Waldpode Ludwig von Waldmannshausen und 1389 hatten die Waldboten von Pfaffendorf den Zehnt und Kirchsatz. 1525 hatten sie das Patronat als Lehen von Hessen und 1564 als Lehen von Nassau-Dillenburg inne. Als diese Waldboten von Pfaffendorf zu Runkel und Hundsangen, der Letzte dieses Geschlechts Melchior wurde in Hundsangen 1622 begraben, ausstarben, kam 1621 das Patronat an die Freiherrn und späteren Grafen von Walderdorff. Sie bekamen 1655 das Präsentationsrecht und 2/3 des Zehnten im Gebiet der Pfarrei Hundsangen vom Trierer Kurfürsten und Erzbischof Casper von der Leyen.In einer Urkunde des Zisterzienser-Klosters Marienstatt bei Hachenburg vom 12. März 1329 wird der erste Pleban (Pfarrer) von Hundsangen erwähnt. In der Pfarrei Hundsangen ist heute kein Priester mehr. Priesterlicher Leiter des gesamten Pastoralen Raumes Meudt/Nentershausen ist Pfarrer Marc Stenger.
Heute gehört unsere Heimatgemeinde zum Bistum Limburg, zum Bezirk Westerwald und zum Pastoralen Raum Nentershausen.
Unmittelbar an der Straße nach Hadamar steht unsere altehrwürdige Pfarrkirche. Früher war sie kirchlicher Mittelpunkt für viele umliegende Gemeinden. Sie ist dem hl. Goar geweiht. Der im 6. Jahrhundert aus Aquitanien kommende Heilige lebte und starb in einer Einsiedelei bei St. Goar am Rhein. Das Goarpatrizinium der Hundsänger Pfarrkirche wird am 26. April 1423 in einer Urkunde des Marienstiftes zu Diez erwähnt. Hier heißt es:
Papst Martin V. verleiht dem Eberhard Koehte, Kanoniker des Marienstifts im Tal Diez, Trierer Diözese, die Pfarrkirche des hl. Goar zu Hundsangen gleicher Diözese, die durch Verzicht des Crafto Frye vakant ist.
Der zweite Kirchenpatron ist der hl. Sebastian, dem ein Seitenaltar gewidmet ist. Die jetzige Pfarrkirche zeigt uns ein Bild aus drei Bauepochen:
- der Romanik
- der Barockzeit
- der Neuzeit
Der älteste, untere Teil des Kirchturms stammt aus der Zeit von 1165-1180. Der obere Teil des Kirchturms ist von 1877. Die Kirchturmhöhe ist heute 38,90 Meter. Das Schiff wurde von 1722 – 1726 unter Pfarrer Häuser erbaut. 1964-67 wurde unter Pfarrer Franz Fischbach die Kirche erweitert. Querhaus und Chor wurden angebaut und am 5.3.1967 durch Weihbischof Walter Kampe neu eingeweiht. Durch diesen letzten An- und Umbau wurde die reiche einheitliche barocke Ausstattung der Hadamarer Kunstschule in unserer Kirche stark dezimiert und verändert. Übriggeblieben ist das ursprüngliche Gehäuse der Orgel, die man 1834 in Oestrich/Rheingau kaufte. Der Hochaltar und die Seitenaltäre wurden im Original im Chor wiederaufgestellt. Bei der Demontage des Hochaltars am 8.6.1964 wurde im Altartisch eine Urkunde mit folgendem Inhalt gefunden:
1737, 25. Juli. Ich, Lothar Friedrich von Nalbach, Bischof von Emmaus, Weihbischof von Trier, habe die Kirche und diesen Altar konsekriert zu Ehren des hl. Goar und habe die Reliquien der hl. trierischen Märtyrer und der hl. Märtyrerin Laetania (?) in diesen Altar eingeschlossen (inclusi = eingemauert). Ich habe den einzelnen Christgläubigen, die heute und am Jahrestag der Konsekration diese Kirche besuchen, einen Ablass von 40 Tagen in der üblichen kirchlichen Form bewilligt.
Fridericus, Bischof von Emmaus
Weihbischof von Trier
(dazu das bischöfliche Siegel)
Die vorgenannte Urkunde wurde bei der Einweihung 1967 im neuen Altartisch in der Mitte des Chores wieder eingemauert.
Aus der alten Kirche sind noch einige Figuren und der Taufstein erhalten.
Eine Zimmermannsnotiz im Glockenstuhl gibt uns die erste Nachricht über die Glocken unserer Pfarrkirche. Mehrmals mussten die Glocken durch neue ausgetauscht werden, weil die alten zersprangen oder für Kriegszwecke beschlagnahmt wurden. Das heutige Glockengeläut besteht aus fünf Glocken. Die älteste Glocke ist aus 1922. Die übrigen vier Glocken wurden 1948 gegossen und am 16.1.1949 geweiht. Sie läuteten das erste Mal am 30.1.1949.
Aus der Hundsänger Schulgeschichte
Über das Hundsänger Schulwesen wurde 1664 erstmals berichtet: „Sie habe einen Lehrer, aber kein eigenes Haus…“.
Um 1750 wurde ein Haus gekauft, das als Schule diente. Dieses Gebäude wurde 1890 durch Brand vernichtet.
Durch Ankauf eines benachbarten Hauses wurde nunmehr am gleichen Ort ein neues Schulgebäde errichtet.
Wegen der steigenden Schülerzahl wurde an anderer Stelle in der Güntherstraße eine neue Schule gebaut und 1968 bezogen. 1979 wurde die Hundsänger Schule Grund- und Hauptschule.
Neben dem Schulgebäude wurde 1980/81 eine Schulturnhalle erstellt. Ihr wurden noch Mehrzweckräume für die Gemeinde angegliedert.
Seit dem 1.8.1991 ist die Hundsänger Schule wieder eine Grundschule. Am 10.10.1996 erhält sie den Namen „Erich-Kästner-Schule“. Die Schulleiterin ist seit dem 1.8.2001 Frau Anja Poseck.
Quellen- und Literaturhinweise
- „Hundsangen“ – Ein Westerwalddorf in neun Jahrhunderten – 1096-1996. Herausgegeben im Auftrag der Gemeinde vom historischen Ausschuss 1996. Redaktion: Karl-Heinz Kremer, Heinz Ludwig, Karl Wiedemann ISBN 3-00-000520-X
Weitere Veröffentlichungen über die Geschichte von Hundsangen:
- „Hundsangen Heimat“ von Joseph Wagenbach. Herausgegeben von der Gemeinde Hundsangen 1964.
- „Freibeuter“, Vierteljahreszeitschrift für Kultur und Politik. 1980, Freibeuter Verlag, Berlin, hier: „Hundsangen, Hundert Jahre in einem Dorf“ von Klaus Wagenbach.
- 75 Jahre Kirchenchor „Cäcilia“ Hundsangen, 1987, hier: „aus der Geschichte unserer Heimatgemeinde Hundsangen“ von Heinz Ludwig.
weitere geschichtliche Informationen über Hundsangen:
Auskunft Gemeindearchiv
Heinz Ludwig, Josef Weidenfeller
Texte erstellt: Heinz Ludwig im November 2010
Geändert im Dezember 2016
Layout: A. Kaiser